News und Stories rund um den SpaceCamper

Der SpaceCamper kommt viel in der Welt rum und erlebt dabei einiges. Hier berichten wir über unsere schönsten Aktionen mit dem SpaceCamper und über aktuelle News.

Viele Mitarbeiter, Freunde und Kunden haben außerdem den Wunsch geäußert, ihre Erlebnisse mit dem SpaceCamper zu teilen. Hier haben Sie die Möglichkeit, Ihre Reiseberichte und Fotos für andere Kunden und Interessierte zu veröffentlichen. Schicken Sie uns Ihre Texte und Bilder einfach an mail@spacecamper.de.


09/2024 Heiko P. Wacker und Sylvia Mutter

Spacig auf Tour

Eine große Runde durch die Normandie war die Idee, ein SpaceCamper schon im Februar 2024 als Begleitfahrzeug besprochen. Kürzlich wurde es nun konkret – und wieder einmal gilt das Motto, dass man für Überraschungen offen sein muss. In jeglicher Hinsicht. Wie geht doch der schöne Spruch zur Frage, wie man Gott zum Lachen bringen kann? Ach ja – erzähl ihm deine Pläne!

Und genau deshalb darf ich Euch jetzt in den nächsten Tagesepisoden mit auf die Reise nehmen. Keine Sorge, tut nicht weh ...

Prolog
Als Motor- und Reisejournalist ist man immer viel unterwegs. Meine eigenen Camper, gebürtig aus Hannover und ausgebaut unter anderem in Eigenregie, sind treue Begleiter, diverse Testfahrzeuge durfte ich obendrein schon bewegen. Markus Liebenau von SpaceCamper indes war der Meinung, dass es nun wirklich mal an der Zeit wäre, ein paar Kilometer in einem ClassicOpen zu stemmen. (Beiworte wie „Bildungslücke“ und dergleichen tun an dieser Stelle nichts zur Sache.)

Gesagt getan – für den ersten Dienstag des September war die Abholung des Vorführers angedacht …

Dienstag, 27. August 2024
Zuvor jedoch, und wie besprochen, noch ein letztes Telefonat mit Markus. Hier die Kurzfassung …

Heiko: „Sehen wir uns dann am Dienstag?“
Markus: „Nö, sind doch auf dem Caravan Salon in Düsseldorf. Der Camper ist aber abholbereit.“
Heiko: „Cool, danke, aber dann sehen wir uns ja vorher noch auf dem Salon.“
Markus: „Wie, Du bist da? Aber wie?“
Heiko: „Jö, mit meinem T3 Club Joker dieses Jahr, bin just am Packen, Stellplatz ist gebucht.“
Markus: „Na, dann komm doch früher nach Darmstadt, und nimm den Classic direkt mit nach Düsselstadt …“
Heiko: „...“

Der Rest des Tages war dann geprägt vom AUSpacken, denn mitnehmen konnte ich nur, was ich im Zug würde transportieren können. Zu mir selbst erzähl ich später ein wenig mehr.

Mittwoch, 28. August 2024
Viel zu früh mit dem Zug nach Darmstadt, dann ein kleines Kennenlernen des hiesigen Busverkehrs (ich meine hier den ÖPNV), in der Haasstraße steht tatsächlich der blau-weiße ClassicOpen T6.1 in Vollfettstufe. „Na Kleiner, ich glaub‘, wir teilen uns jetzt eine Weile den Sattel.“ Eine kurze Begrüßung, eine ebenso rasche wie fundierte Einweisung durch Marlies Ortkamp, schon konnte ich aus der Halle, übern Hof, durchs Stadtgebiet und über die Autobahn rollen.

Das heißt, ich kam nicht mal aus der Halle. Die Nummernschilder waren nämlich bereits selbst auf Reisen gegangen. Allein. Wurde zum Glück bemerkt, halbes Stündchen später waren die Tafeln dann da, und nun aber wirklich Abfahrt nach Norden. Aber nicht nach Düsseldorf, sondern nach Bergkamen. Als Freelancer bin ich viel unterwegs, im vorliegenden Fall durfte ich noch im Vorfeld zum Salon einen Reisebus für die Dezemberausgabe der Zeitschrift „promobil“ porträtieren. Spontan entstand die Idee, den Spaci als Größenvergleich mit aufs Bild zu hieven. Markus fand das flockig. (Also ab, bis Bergkamen sind es ja nur so drei Stunden. Sofern bei Lüdenscheid keine Brücke gesperrt ist. Es wurden dann also derer vier.)

Doch der Weg lohnte, der umgebaute Reisebus, ein Mercedes-Benz O 404, war ein famoses Fotomotiv. Ihr müsst aber genau hinschauen, auf dem Bild versteckt er sich hinter dem SpaceCamper …

Donnerstag, 29. August 2024
Ein Messebesuch ist für viele ein großer Spaß – für all jene, die es beruflich auf den Caravan Salon Düsseldorf verschlägt, ist es Arbeit. Punkt. Immerhin findet sich für einen Bulli immer ein Plätzchen auf dem legendären P1, der temporär als der größte Campingplatz Europas gilt. Bald ist das Dach aufgestellt, das Campinggestühl steht vor der Hütte, der Freelancer macht sich an die Arbeit, klappt seine moderne Schreibmaschine auf.

Also theoretisch …

„Ist das ein SpaceCamper, darf ich mal kucken?“

Okay, ich wusste, worauf ich mich einlasse, ich kenne das ja von den Reisen mit meinen Oldies. Aber dass ich im Gesprächsstress vergesse, die Kühlbox einzuschalten, dass ist schon peinlich. Zumal ich‘s erst abends bemerkt hab ...

Freitag, 30. August 2024
Erstmal danke für die Klappmöbel an dieser Stelle. Lieber Markus, wäre schwierig gewesen, das Geraffel im Zug mit nach Darmstadt zu nehmen! Wem die Vermöbelung übrigens zu raumintensiv erscheint, der sei auf kleineres Gestühl verwiesen, das in die Boxen passt.

Mir ist das just egal, denn viel drauf sitzen tut man nicht, die Messe ruft, der ClassicOpen wartet derweil auf dem P1. Immerhin läuft inzwischen die Kühlbox. Und auch einen Platz, auf dem ich die linke Schiebetür aufmachen, und wirklich die Küche ausschwenken kann, kann ich finden. Zudem kann man durch zwei geöffnete Schiebetüren noch besser den Fliegern lauschen, die nebenan auf dem Flughafen starten und landen. Aber auch das gehört dazu auf dem P1 …

Samstag, 31. August 2024
Zeitig lädt SpaceCamper die Fachpresse zur Pressekonferenz, der Star ist ganz klar die Studie zum „Roof“, das vielseitiger als ein Dachzelt ist, und bis Tempo 120 oben bleiben kann. Deutlich schneller war nur die Meute beim Sturm auf Ben, der geduldig die Fragen der versammelten Weltpresse beantwortete.

Zu der gehöre ich ja auch, ich verdiene mein Geld unter anderem mit der Schreiberei für verschiedene Fachmagazine oder Zeitungen. Meine Schwerpunkte liegen hier ganz klar im Bereich „Mobile Freizeit“ und „Verkehr & Technik“, mein Herz schlägt zudem für geschichtliche Zusammenhänge. Das mal als Aktenvermerk.

Kleiner Scherz am Rande: Es gelingt mir, in Düsseldorf einen DIEBSTAHL (böse, böse) zu dokumentieren, eine verwegene Gestalt, maskiert mit Mütze, schnappt sich vor Zeugen die Ausschwenkküche eines Messefahrzeugs. Sogar den Komplizen kann ich fotografieren, seeeehr dubiose Gestalten :))

Spaß bei Seite: Der Salon ist anerkannt die größte und wichtigste Messe in der Branche, mehr als 750 Aussteller auf mal eben 250.000 Quadratmetern erfordern gutes Schuhwerk, 16 Hallen und das Freigelände gilt es zu erkunden. Das wird jetzt eine Weile dauern. Ihr entschuldigt mich bitte für die Tage 1. bis 3. September, ich muss arbeiten …

Mittwoch, 4. September 2024
Die Messetage sind absolviert, der Eindrücke waren es viele – wird Zeit, den Bus artgerecht zu bewegen. Nach einem kurzen Stopp in der badischen Heimat geht es denn mit gelassener Eile Richtung Normandie. Als Reisewagen rollt der nun doch gut beladene VW souverän durch Nordfrankreich, die Pneus hatte ich schon direkt bei Abfahrt auf 3,5 bar fixiert. Und allmählich weiß man auch die vielen kleinen Details zu schätzen. Vor allem die linke Schiebetür, wir haben es ja mit einem „Doppellader“ zu tun, vergrößert den Wohnraum bei schönem Wetter. Hoffentlich bleibt das auch so!

Donnerstag, 5. September 2024
Wir meiden die mautpflichtigen Autobahnen – weil wir noch Zeit haben bis zum ersten Termin, und ein bisserl was vom Land sehen wollen, Inspirationen und Ideen für weitere Geschichten finden sich allenthalben. Kleine und kleinste Pisten schrecken uns nicht ab, sondern locken erst in die abgelegenen Dörfer. Hier ein nettes Café, dort eine Boulangerie, die keine Fertigware aufwärmt, sondern hinterm Tresen den Blick in die Backstube freigibt, aus der es generell verführerisch duftet, ein Träumchen. Und niemand, wirklich niemand kann einem frischen, warmen Baguette widerstehen. Wird höchste Zeit, Salzbutter zu besorgen!

Zufällig rollen wir auch durch Fismes im Département Marne in der Region Grand Est, hier wurde 1927 Albert Uderzo geboren, Illustrator und Mitautor einer erstmals 1959 erschienenen Comicserie. Kennt man heute unter dem Namen „Asterix“, und ich bin ein Fan. Also ist ein Stopp in Fismes Pflicht – und tatsächlich gibt es eine mit einem Hinkelstein dekorierte „Allée Goscinny – Uderzo“ bei der Stadtmauer. Und es gibt ein Coworking-Büro mit dem passenden Namen „Zum Menhir“. Zu finden am „Place de la Résistance“, immerhin hörten ja auch die Gallier nicht auf, den Römern Widerstand zu leisten. Herrlich …

Freitag, 6. September 2024
Das mit der Salzbutter haben wir uns für die Normandie aufgespart, die ohnedies für alles, was mit Milcherzeugnissen zu tun hat, bekannt ist. Es regnet ja oft genug, das Gras ist entsprechend grün. Und weil das Meer meist nicht weit ist, macht sich auch die salzige Luft in der Milch bemerkbar. Das wird sogar in Frankreich anerkannt – wo doch die Franzosen auf ihre eigene Region generell ganz besonders stolz sind! Und natürlich übertrifft die eigene Region alle anderen bei weitem! Also in allem. In fast allem. Und fast immer – mit Ausnahmen.

Denn gemeinhin sind die Melonen aus der Ecke um Cavallion als besonders schmackhaft anerkannt, für Nüsse ist die Corrèze gesetzt, und Trüffel sollten schwarz und aus dem Norden der Provence stammen, aus dem Périgord, aus der Region rund um den Mont Ventoux. Und in buttrigen Fragen wende man sich an einen Normannen – eingedenk der Tatsache, dass schon im Asterix-Abenteuer, „Asterix und die Normannen“, Sahne eine gewichtige Rolle spielt. Immerhin fühlt sich der Normannenchef Olaf Maulaf von der Keilerei gestört, die sich die Gallier gerade mit seinen Kriegern und ein paar Römern vor seinem Zelt liefern. Was er gerade speist? Na, „Wildschwein à la crème“ doch! Im entsprechenden Asterix-Abenteuer wird das Thematik augenzwinkernd aufgegriffen.

Samstag, 7. September 2024
Als Steigerung der nun endlich erworbenen Salzbutter wollen wir dem Käse unsere Aufwartung machen, dem Camembert also, der als eines der drei „Hohen C“ der Normandie gilt (die anderen beiden kriegen wie später), und deshalb steuern wir Pont L’Évêque an. Hier betreibt David Raguet seine Fromagerie, zudem bietet er gerne eine „dégustation des 4 fromages AOP“ an. Man sollte aber zwei Dinge beherzigen: Spät anlanden, denn bis halb zwölf kauft „tout Pont L’Évêque“ bei ihm ein, die Schlange geht bis auf die Rue Saint-Michel – und hungrig kommen, eine „dégustation“ wird hier nicht auf die leichte Schulter genommen. Selbst ein Calvados-Spray mit 40 Umdrehungen wird feilgeboten, es soll dem Käse zusätzliche Aromen beizaubern.

Apropos Aromen! Für die steuert man am besten die beiden anderen „C“ an, für die wir bei „Calvados Pierre Huet“ (5 Av. des Tilleuls, 14340 Cambremer) verabredet sind. Hier werden aus Äpfeln sehr feine Tropfen fürs Glas. Rund drei Pfund reichen für eine Flasche Cidre, derer 30 braucht es für eine Buddel Calvados. Zum Glück lädt uns die charmante Beatrice ein, im großzügigen Hof zu übernachten. Eine nette Geste – bei rund 20.000 Besuchern, die jährlich eine Besichtigung des Betriebs machen, wird das oft und gerne angenommen. Platz ist ja genug, nebenan wachsen 25 verschiedene Obstsorten auf 30 Hektar.

Sonntag, 8. September 2024
Der Tag beginnt mit einem intensiven Duft, der der Kühlbox entsteigt, über die der SpaceCamper dankenswerterweise verfügt. Echter Camembert mag bei der ersten Nase noch so zurückhaltend sein – sperrt man ihn jedoch im Kühlschrank ein, wird er zum olfaktorischen Monster. Doch der Geschmack entschädigt, wir machen uns rasch ein satt mit Käse belegtes Baguette, wollen wir doch Caen erkunden. Die Tiefgarage unter dem Château ist zwar mit 1,9 Metern zu niedrig für uns, doch nur ein paar Meter die Rue du Vaugueux hoch finden wir einen völlig legalen und auch noch kostenlosen Parkplatz. Warum? Weil der Bulli nun mal ein Nutz- und kein Unnutzfahrzeug ist, und dennoch nicht mehr Parkfläche braucht als ein schnöder SUV.

Fläche braucht übrigens auch das Château, das zum großen Stadtjubiläum im kommenden Jahr, „1.000 Jahre Caen“ gilt es zu feiern, mächtig umgemodelt wird, im Moment haben die Bauarbeiter das Sagen. Vorbeischauen sollte man trotzdem mal: Immerhin hat sich in dieser wichtigen Stadt des Herzogtums Normandie unser Kumpel Wilhelm der Eroberer selbst Denkmäler gesetzt, seine starke Festung beeindruckt noch heute. Um indes den Papst zu beeindrucken, brauchte es 1059 eine Abtei für Frauen, die Abbaye aux dames, und eine für die Jungs, die Abbaye aux hommes. Das hatte natürlich einen Grund, und der lag in einer Hochzeit, hatte Willi doch seine Cousine Mathilde geehelicht, was der Papst nicht ganz so dolle fand. Die Klöster waren als Sühne gedacht, heute zählen sie zu den wichtigsten Baudenkmälern der Region. Tja, so eine Hochzeit kann ganz schön teuer kommen!

Billiger ist da ein Besuch des samstäglichen Marktes in Caen, für den man sich wahrlich Zeit nehmen sollte. Immerhin lässt der Regen mal kurz nach, diesig bleibt es aber. Zum Glück ist der Termin im „Mémorial de Caen“, das die Operation Neptune und die Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 dokumentiert, sowie die Kämpfe zur Befreiung der Normandie von der deutschen Besatzung, erst am Nachmittag. Eingebettet wird dies alles in die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts vom Ersten Weltkrieg bis zum Mauerfall, auch ein Trabbi steht denn in der Sammlung. Nebst originalen Stücken der Berliner Mauer.

Montag, 9. September 2024
Das Wetter bleibt durchwachsen, zum Glück ist mein nächster Termin wieder als Indoor-Angelegenheit angesetzt, der Besuch beim legendären „Teppich von Bayeux“ steht an, staunend schlendern wir an den 58 Einzelszenen auf den 68 Metern entlang. Wie lebendig die Farben, wie fein die Stickereien! Und das alles aus dem 11. Jahrhundert, irre!

Bayeux mit seiner hübschen Innenstadt ist aber auch einen Besuch wert, allenthalben haben die Geschäftsleute zum Jubiläum des D-Day ihre Schaufenster dekoriert. Wenn nur das Wetter sich würde bessern wollen, passend findet sich eine Postkarte „Barbecue normand“. Immerhin ist das kabbelige Wetter ideal für einen Besuch in Arromanches-les-Bains. Dort bin ich durch die Vermittlung von Aurore Bourget vom zuständigen Tourismusbüro mit Chloé, der Pressesprecherin des Museums, verabredet, die stolz das erst kürzlich neu eröffnete Museum zum künstlichen Hafen präsentiert. Nach den alliierten Landungen wurde vor der Küste einer der beiden künstlichen Häfen gebaut, um Nachschub an Land zu bringen, die Reste kann man bei Ebbe zu Fuß besuchen – also zum Teil, vieles liegt weit draußen im Salzwasser. Den Besuch sollte man also mittels Gezeitenkalender planen, durch die Fenster des oben auf den Klippen stehenden „Musée du Débarquement“ sieht man die Überbleibsel im Ärmelkanal aber auch bei Flut gut. Ein schön gemachtes Museum zu einem ernsten Thema, Infos unter: https://musee-arromanches.fr.

Dienstag, 10. September 2024
Nach so viel Geschichte wird es Zeit für frische Luft – also ab in die normannische Schweiz, Sportbegeisterte kommen hier voll auf ihre Kosten (Infos unter: www.suisse-normande-tourisme.com). Als Zentrum ist der quirlige Ort Clécy ein guter Anlaufpunkt: Im Sommer trubelig, gibt sich das Städtchen im September charmant verschlafen, einen Parkplatz findet man auch im Stadtzentrum leicht, ein Café nicht minder. Höchste Zeit, um mir Notizen für die später noch zu schreibenden Reportagen zu machen. Die wird man in absehbarer Zeit in den Zeitschriften promobil und Caravaning lesen können, aber auch in der Rhein-Neckar-Zeitung.

Mittwoch, 11. September 2024
Wir vermochten noch am Abend nach Falaise zu rollen, so können wir direkt in der Früh zum Gespräch mit Laura im Château Guillaume-Le-Conquérant starten, Tablets geben einen Einblick, wie das Innere einst ausgesehen haben mag. Die Burg erhebt sich mehr als imposant direkt über dem Campingplatz, ist also fußläufig erreichbar. Da es aber nach dem Besuch direkt weiter zum nächsten Termin geht, muss der SpaceCamper wohl oder übel die 800 Meter den Berg hoch, was sich in einem Durchschnittsverbrauch von 31,8 Litern äußert. Wie absurd! Der Gesamtschnitt wird am Ende spürbar niedriger liegen, 9.1 waren es schließlich, was für die zweihundert PS, und in Anbetracht der gefahrenen Sträßchen, bergauf, bergab, völlig in Ordnung geht.

In Ordnung geht auch das Wetter – erstmals in der Normandie vermag die Außenküche ihre Talente auszuspielen, gekocht auf der doppelten Gasflamme des Primuskochers. Einfach genial, wie die Küche rausschwenkt, und der Kocher nach oben geklappt werden kann, während der Tisch als Arbeitsfläche dient. Da hat sogar ein Döschen Bier Platz, als Belohnung nach den vielen Gesprächen.

Donnerstag, 12. September 2024
Vor ein paar Tagen hatten wir es von der Milch der Normandie – und was man draus machen kann. Wer mehr darüber erfahren möchte, der sollte nach Camembert fahren, hier ist der gleichnamige Käse zu Hause, mit einem Zusatz freilich. Denn als eine der vier geschützten AOP-Sorten der Region gilt der „Camembert de Normandie“, denn Camembert selbst darf auch anderswo hergestellt werden, und das geschieht ja auch. Ansonsten zählen noch der Pont L’Évêque, der Livarot und Le Neufchâtel zur Quadriga der AOP-Sorten.

Doch zurück zum Camembert, dem ich in der Käserei Clos de Beaumoncel meine Aufwartung machen möchte. „Clos weiß Bescheid“, teilte mir die zuständige Dame im Museum mit, und dem ist auch so, den eifrigen Damen und Herren der Käserei darf man hier direkt über die Schultern schauen. Na ja, nicht direkt, Glasscheiben schützen die Produktion, hier geht es steril zu. Probieren kann man den Käse – und andere auch – hinterher im „Maison du Camembert“. Eine gute Basis für den Ritt nach Le Mans am Abend.

Freitag, 13. September 2024
Das Material für die Reisereportagen zur Normandie ist im Kasten, der SpaceCamper darf seine Talente jetzt innerstädtisch ausspielen, es geht um die legendäre Rennstrecken-Stadt an der Sarthe, auch hier finden wir ganz lässig einen Parkplatz in der Stadt, Vorteil Bulli-Größe! Nicht größer als ein Van – und doch ein echtes Reisemobil!

Für Außenstehende mag das überraschend sein – und ebenso überraschend ist die Stadt selbst. Gemeinhin denkt man ja, Le Mans sei eine Rennstrecke, und nebenan würden ein paar Leute wohnen. In Wahrheit ist Le Mans ein unentdecktes Kleinod, die Zahl der Touristen ist überschaubar, die Innenstadt quirlig, trubelig, Studis sieht man allenthalben, junge, fröhliche Leute halt. Sich einfach durch die Gassen treiben lassen, das hat Charme, gerade in der „Cité Plantagenêt“. Aber auch der erweiterte Bereich der Innenstadt bietet Sehenswertes, immer wieder steht man staunend vor einem der diversen Wandgemälde, hier hat sich eine echte Szene etabliert.

Ein echter Pflichttermin ist freilich auch die „Nuit des Chimères“, die Illuminationen der Kathedrale, der römisch-keltischen Stadtmauer oder anderer Gebäude verzaubert im Sommer vor allem am Wochenende die Menschen. Ein echter Geheimtipp, zu sehen bis Mitte September. Nähere Infos unter: www.sarthetourisme.com/decouvrir/patrimoine-culturel/la-nuit-des-chimeres.

Für die Übernachtung empfehlen sich der Stellplatz am Fluss, die Straße nennt sich „Quai Louis Blanc“, oder der leicht außerhalb gelegene „Camping du Pont Romain“ (1 chemin de Réveillon, 72530 Yvré-L’Évêque). Nächstes Jahr soll das neue Schwimmbad fertig sein.

Samstag, 14. September 2024
In der Nähe des „Pont Romain“ findet sich auch die „Abbaye Royale de l’Épau“ (Route de Changé, 72530 Yvré-L’Évêque), die nicht nur ein echt feines Café im Grünen hinter den alten Abteigebäuden offeriert, sondern auch jährlich ein nicht minder feines Musikfestival, das Festival de l’Épau“ im Frühsommer. Aber auch für den Rest des Jahres lohnt der Besuch der alten Gemäuer.

Dramatischer geht es im „Musée des 24 Heures du Mans“ (9 Place Luigi Chinetti, 72 000 Le Mans) zu, hier wird dem wohl legendärsten Langstreckenrennen gehuldigt. Wer auch nur einen Tropfen Benzin im Blut hat, der kommt hier nicht dran vorbei, alle großen Marken aus mehr als hundert Jahre Rennsportgeschichte sind vertreten, Porsche, Audi, Mazda, Ferrari, Bugatti, Bentley, Mercedes, und und und …

Kleiner Tipp am Rande: Rechts am Museum vorbei auf den hinteren Parkplatz fahren, das erspart Stress, vor dem Eingang geht es mitunter eng zu. Und da dem SpaceCamper ja nix passieren soll, sind auch wir hier gut aufgehoben. Indes sollte man nicht der Beschilderung zum Eingang trauen, denn am Ende ist das Gatter dann doch wieder verschlossen. Also lieber wieder den gleichen Weg zurück, zwischen Museumsgebäude und Rennstrecke entlang. Eben so, wie man auf den Parkplatz fuhr.

Apropos fahren: Die permanente Rennstrecke, Circuit Bugatti genannt, ist seit Jahrzehnten gesetzt – die 24 Stunden indes werden zum Teil auf öffentlichen Straßen ausgetragen, wir nehmen auf dem Weg in den Süden ein paar Kilometer unter die Pneus. Im Rennmodus geht es hier mit Tempi nahe der 350 Stundenkilometer rund – wir halten uns stur ans vorgegebene Limit, 80 Sachen genügen aber auch zum Staunen.

Sonntag, 15. September
Ein Reisetag steht an, nach den Recherchen in Le Mans, die in einem Artikel für die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung sowie in einem Reisetipp für die Zeitschrift promobil werden münden dürfen, steht nun noch eine finale Recherche in der Auvergne an, hier wird es um den AOP-Käse gehen.

Vorerst aber macht der SpaceCamper mal wieder mit seinen Talenten als formidabler Reisewagen auf sich aufmerksam, souverän frisst er die Kilometer, das Tagesziel ist der bereits gebuchte Camping la Clairière à Aydat (5 route du Lac). Entsprechend ist unterwegs immer mal Zeit, um beispielsweise mit kurzen Hosen in einen der klaren Bäche zu steigen – die Heckdusche hält ja nicht nur viel, sondern auch warmes Wasser vor, das während der Fahrt vom Motor erwärmt wird, was ein Luxus! Selbst nach einer kalten Nacht ist noch genug für eine lässige Dusche an Bord.

Und weil der Wasserspeicher tief unterm Heck hängt, nimmt er nicht mal Platz weg. Allerdings verfolge ich so langsam den Wetterbericht – wissend, dass ich vor einer drohenden Frostnacht das Wasser besser ablassen sollte. Es kommt zwar nicht dazu, die Position der kleinen Metallbügel, die Boiler und Reservoir öffnen, präge ich mir dennoch ein. Und den Einfüllstutzen finde ich ohnedies grandios: flach und aus Edelstahl versteckt der sich links in der D-Säule, vor Schmutz und Bösewichten gesichert durch die Heckklappe, genial!

Genial ist auch die Dichte der kleinen Straßencafés, für die ich ein Faible habe – und für die es sich alleine lohnt, Autobahnen zu meiden. Wir haben ja einen Tag Zeit, das nutzen wir. Denn so angenehm es auch sein mag, am frühen Morgen – und der Terminkalender ist gut gefüllt, das hier ist ja kein Urlaub –, auf der Gasküche eine Koffeinade zum Aufwachen zu brauen, so lässig ist es zuweilen, zwei „Grand Crème“ zu ordern. Dann einfach sitzen und schauen, in den Départements Indre oder Vienne ist die Touristendichte im September mitunter marginal, deutsche Kennzeichen sieht man äußerst selten.

Montag, 16. September 2024
Wir sind ja aber nicht zum Vergnügen hier, sondern wegen „ALLES KÄSE“, auf 10.00 Uhr bin ich auf auf einem „Ferme“ verabredet, „Le Roc GAEC Flechat“ verkauft die Produkte auf den Märkten der Region sowie im Hofladen, rund 175 Kühe sorgen für Nachschub. Hochmodern geht es im Stall zu, gemolken wird auf einem Karussell mit 28 Plätzen, „etwa eine Million Liter Milch wird hier im Jahr gemolken, täglich produzieren wir mehr als 200 Käselaibe“ erklärt mir Yvonne. Auf dem Dach haben sie und ihre Gatte Sébastian Solarzellen installiert, für den Strom, den es in der Käserei braucht. Er hat sogar ein System ersonnen, um die heiße Luft, die hinter den Solarzellen entsteht, zum Trocknen des Heus zu nutzen, das in der Mitte des Stalls in einem sieben Meter tiefen Depot lagert. Für die wenigen, wirklich kalten Wintermonate, wenn das Vieh nicht mehr auf die Weide kann. Oder mag.

Weil aber frische Luft Hunger macht, ist auf die Mittagszeit ein Tisch in der Auberge le Cantou in Orcival reserviert. Wie so oft in französischen Kneipen ist das Menü vorgegeben: Es gibt das lokale Aligot, eine Mischung aus Kartoffeln und Cantal-Käse, einst als Speisung der Pilger entwickelt, und äußerst sättigend, muss ich sagen. Leute: ordert mit Bedacht! Zumal noch Wurst und Schinken auf dem Teller liegen.

Die nötige Bewegung verschaffen wir uns hinterher bei einem Spaziergang durch den pittoresken Ort und die Kirche, die in ihrer typischen Bauform als Inbegriff der romanischen Bauweise der Auvergne gilt. Grau zwar, aber imposant – und von vorne betrachtet wie eine Pyramide geformt.

Blau und imposant hingegen ist der Lac de Guéry, rund um den geschützten See haben Wanderer ihr Eldorado, die beiden Felsnadeln Tuilière und Sanadoire sieht man freilich auch vom Parkplatz aus. Der Lac de Guéry, der höchste der Auvergne, ist das ganze Jahr über zu Fuß oder mit Schneeschuhen vom Parkplatz des Col de Guéry aus erreichbar – gutes Schuhwerk ist jedoch Pflicht, wobei Wechselschuhwerk und -Klamotten auch in den beiden großzügig bemessenen Schubladen unter der Sitzbank oder im doppelten Boden der beiden Heckauszüge mitreisen kann. Wie arm ist das Dasein doch ohne einen Camper! Immerhin gibt es eine gewissen Alternative: Wenn es jemanden ohne Camper in diese Ecke der auvergne verschlägt, so finden sich im Wald kleine Hütten, die gemietet werden können, und sich auch im Winter größter Beliebtheit erfreuen, wenn auf 1.244 Metern über dem Meer der Schnee liegt.

Dienstag, 17. September 2024
Mehr im Grünen als im Schnee liegt der Camping la Vallée Verte in Saint-Nectaire (9 Route des Granges, 63710 Saint-Nectaire), die nette Anlage soll für drei Nächte, gerechnet schon ab Montag, unser Quartier sein. Nicht wegen des Schwimmbads, für das ohnedies keine Zeit bleibt, sondern wegen der zentralen Lage. Indes parken wir in der zweiten Nacht ein wenig vom deutlich hörbaren Pumpenhaus des Pools weg.

Geschlafen wird gerne auch oben – was jetzt nicht als Kritik am wunderbaren, und in Sekunden umgebauten Bett im Erdgeschoss gedacht ist, doch lagert hier eine ganze Menge an Material, so dass es manchmal einfacher ist, für die Nacht einfach ins Obergeschoss zu klettern. Und außerdem schläft es sich auch hier ganz wunderbar, die Tellerfedern machen ihren Job hervorragend. Wenn ich bedenke, dass wir noch vor wenigen Jahren auf Sperrholz plus 40 durchgelegenen Schaumstoffmillimetern dormiert haben, dann sieht man den Fortschritt. (Und so allmählich überlege ich mir für meinen T3-Westfalia eine Nachrüstlösung.) Leider gibt sich das Wetter noch immer eher bescheiden, dieses feine Feature, den Balg des SCA-Aufstelldachs weiiiit zu öffnen, kommt leider nicht zum Tragen.

Der Tag ist für Saint-Nectaire reserviert – und wieder einmal wird deutlich, wie vulkanisch die Region ist, der letzte Ausbruch ist erst ein paar tausend Jahre her. Derer 200 hat hingegen das Familienunternehmen „Fontaines Pétrifiantes de Saint-Nectaire“ (www.fontaines-petrifiantes.fr) auf dem Buckel, eigens erschürftes Wasser tröpfelt über Holzgestelle, in denen Formen dem Kalk eine Kuhle zum Ablagern bieten. Solcherart entstehen blass-rote oder kalkweiße Kunstwerke, die schon für kleines Geld im Shop offeriert werden. Für den Spaziergang durch den Berg und die „Fabrik“ sollte man zumindest eine, besser zwei Stunden einplanen.

Mittwoch, 18. September 2024
Am Nachmittag bin ich denn mit Floriane auf dem Ferme GAEC of Thrones (www.gaec-of-thrones.fr, die Abkürzung GAEC steht für ein französisches Modell der Gruppenlandwirtschaft, eben der „Groupement Agricole d'Exploitation en Commun“) verabredet, auch hier wird der berühmte Saint-Nectaire hergestellt. Seinen Anfang nimmt er freilich auf den Weiden hinter dem Hof, die friedlich grasenden Kühe sind so normal in der Auvergne wie das Gras. Doch gegen Nachmittag beginnen die ersten, in Richtung Stall zu traben. Ohne Hektik, sondern gemessenen Schritts pilgern sie ins Innere, stellen sich vor das Einlassgitter zur Melkstation. Ohne Weckruf, ohne Rute, die Mädels spüren ganz einfach, dass das Euter drückt.

Entsprechend beginnt das Geschiebe um die besten Plätze schon eine Viertelstunde, bevor Sébastian bereit ist. Penibel bereitet er die Station vor, sechs Kühe können hier gleichzeitig gemolken werden. Aber zuerst einen Schwung Futter in den Trog, dann die schon nach dem letzten Melken gereinigte Anlage in Betrieb setzen, ein Eimer dampfendes Wasser steht parat, Waschlappen für jede Kuh ebenso.

Dann auf das Gatter, zielstrebig stapfen die Kühe in die Boxen, ganz von alleine, Sébastian schließt das Tor, hängt je eine Kette übers Kuh-Heck, wäscht die Zitzen, setzt die Melkmaschine an, sofort schießt die weiße Milch im Schauglas Richtung Zentralleitung. Sind zwei Kühe versorgt, geht’s ans nächste Duo, wieder waschen, Melkmaschine ansetzen, weiter zum letzten Duo, gleiche Prozedur, Sébastian wuselt jetzt, keine ruhige Sekunde für den Knecht.

Er eilt nach links, tastet am Euter, fühlt, spürt – und befindet es leer. Also wird „abgezapft“, dann werden die Zitzen desinfiziert, per Fernriegel geht die Tür auf, die erste Kuh darf raus, dann die zweite, beide biegen ab zum Futtertrog, die nächsten beiden dürfen ran. Waschen, ansetzen, nach rechts eilen, fühlen, tasten, abzapfen, Tür auf, wieder welche reinlassen, Kette nicht vergessen, jeden Waschlappen nur einmal benutzen, ein separater Eimer steht parat für die gebrauchten, die Milch fließt.

Nein, das ist kein langweiliger Job!

Und auch keiner mit Routine: Da will sich eine vordrängeln, die nächste hebt den Schwanz, Sébastian hat Gummistiefel an, die Klamotten aber bekommen was ab, eine schafft es, sich durchzuquetschen, trotz der Gerte, jetzt wird auch geflucht, Sébastian kennt jede Kuh beim Namen, „und jede ist anders“, man kennt sich, man riecht sich zwei Mal am Tag, am Morgen und am Abend. Sommers wie winters, an Weihnachten und Ostern, am Wochenende wie am Werktag. Wer je bei solch Melkerei zugegen war, der isst sein nächstes Stück Käse mit Bedacht, mit Ehrfurcht.

Derweil rauscht die Rohmilch keine sieben Meter weiter schon in die Käserei. Doch dazu später mehr.

Donnerstag, 19. September 2024
Wieder ein Ferme – doch bei Stéphane & Caroline und ihrem Ferme „Route des Caves“ bei Murol werden die Kühe auf dem Feld gemolken, die Rohmilch kommt per Pickup in die Käserei, auch hier zwei Mal am Tag. Sofort wird die Milch mit Lab versetzt, der nun entstehende „Bruch“ wird nach etwa einer halben Stunde zerschnitten, die Körner in Formen geschöpft, auf dass die Molke abtropfen kann. Die Form des späteren Käse bildet sich heraus, wenden und pressen gehört dazu, salzen und regelmäßiges Wenden natürlich auch, so bildet sich die charakteristische Rinde. Nach 28 Tagen kann der Saint-Nectaire AOP verkauft werden, zumeist 1,7 Kilo schwer und gut 20 Zentimeter im Durchmesser.

Einst durfte der Käse auf dem Boden oder auf Roggenstroh in den natürlichen Höhlen im Vulkangestein der Region reifen, heute geschieht dies zumeist in edelstählernen Kühlräumen. Bei Stéphane und Caroline hingegen hält man auf Tradition, hier reift der Käse in einem in den Fels gehauenen Stollen, zum Teil stammend aus dem 15. Jahrhundert. Kopf einziehen!! Ja, der Käse hat hier eine lange Tradition, „den Saint-Nectaire genoss schon Ludwig XIV., Marschall Henri de la Ferté-Senneterre hatte ihn am Hof beworben“. Cremig und fein im Geschmack ist er der bekannteste der fünf AOP-Käsesorten der Auvergne – zugleich war er der erste Käse, der 1955 die AOP-Bezeichnung erhielt. Der Saint-Nectaire wird in den Höhen des Regionalen Naturparks Volcans d’Auvergne hergestellt und vier bis acht Wochen lang veredelt.

Aus dem Keller steigen wir zum Ende des Tages nochmals hoch hinauf zum „Château de Murol“, die mittelalterliche Höhenburg nahe der Gemeinde Murol steht schon seit 1889 unter Denkmalschutz, speziell für Familien ist der Besuch eine bunte Bereicherung, gut gemachte Illuminationen erzählen vom Leben der Menschen, wie auch vom penibel seinen Besitz verwaltenden Guillaume, der munter noch das kleinste Stück Kleidung in seinen Büchern vermerkte. Die sind nun eine wertvolle Quelle der Geschichtswissenschaft.

Heute ist die ganzjährig geöffnete Burg Murol nicht nur ein beliebtes Fotomotiv, sondern auch ein ganzjährig geöffnetes Zeitreisezentrum, Vorführungen oder Pferdeshows im Burggraben sorgen für Unterhaltung. Wer mehr wissen will, der schaut ins Internet, eine Burg, die was auf sich hält, hat natürlich eine eigene Homepage: www.murolchateau.com. Hier finden sich Infos auch in englischer Sprache, die vorgehaltenen Faltblätter für den persönlichen Besuch, die gibt es auch in deutsch.

Während unseres Rundgangs werden just neue Kulissen aufgebaut, mühsam dirigieren die Fahrer die Kleinlaster den steilen Weg bis zum Burgtor – wie gern würden wir hier mal zeigen, wie flott ein SpaceCamper die Bergziege gibt mit seinem Allradantrieb, als 4Motion hat der Bulli echte Kraxlertalente! Doch das lassen wir, die Jungs sind beschäftigt genug.

Freitag, 20. September 2024
Keine Käserei mehr heute – sondern mal ein charmantes Städtchen, Besse et Saint-Anastaise ist mehr als einen Umweg wert. Als Marktflecken erschien das Dorf schon um 1050, bald entwickelte sich ein Stift, kamen die Stadtrechte hinzu, die Renaissancebauten zeugen vom Wohlstand im 15. und 16. Jahrhundert. Für Freunde des Wintersports ist der Ort Ausgangspunkt in der kalten Jahreszeit, das Wintersportzentrum „Super Besse“ gehört zur Gemeinde.

Übrigens benannte sich Besse 1961 in Besse-en-Chandesse um, 1973 erfolgte eine weitere Umbenennung, nötig geworden durch die Fusion mit dem Ort Saint-Anastaise zum heutigen Besse-et-Saint-Anastaise. Durchgesetzt hat sich das aber noch lange nicht, selbst auf einer jüngeren Tafel der Stadtverwaltung finden wir noch die Bezeichnung Besse-en-Chandesse, herrlich.

Nicht minder herrlich sind die vier anderen AOP-Käsesorten der Auvergne, die wir in verschiedenen Läden und Geschäften erwerben, um einen würdigen Abschluss feiern zu können. Das ist aber was fürs Wochenende ...

Samstag, 21. September 2024
Für den Bericht, den ich für die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung zu verfassen gedenke – Arbeitstitel: „Alles Käse!“ müssen natürlich die fünf Protagonisten auf die Außenküche des SpaceCamper, denn der Käse ist ein authentisches Kulturgut der Auvergne! Die fünf Käsesorten „AOP d’Auvergne“ sind international renommiert: Saint-Nectaire, Cantal, Salers, Fourme d’Ambert und Bleu d’Auvergne haben ganz unterschiedlichen Charakter.

Dem Saint-Nectaire haben wir schon viele Zeilen gewidmet, doch auch der Cantal ist bekannt, er ist immerhin seit der Antike verbrieft. Auch hat er einen unnachahmlichen Geschmack – und er wird in drei Varianten produziert. Der junge Cantal reift ein bis zwei Monate lang und ist sehr sanft. Der Cantal Entre-Deux wird drei bis sieben Monate veredelt, er ist etwas kräftiger. Und schließlich reift der Vieux Cantal, der alte Cantal also, mehr als acht Monate lang, und entwickelt eine dicke Kruste und einen leicht pikanten Geschmack, die Rinde wird natürlich mitgegessen. Der Bleu d’Auvergne wiederum ist deftig, ein „Käse mit Schultern“, würde man in Frankreich sagen. Dabei wurde er erst in der Mitte des 19. Jahrhundert kreiert: Ein Bauer der Auvergne hatte die Idee, rohe Milch mit dem Blauschimmel von Roggenbrot zu versetzen. So entstand dieser aromatische Blauschimmelkäse, der 28 Tage lang reift.

Ebenso lange reift der Fourme d’Ambert, dessen Ursprünge ins 8. Jahrhundert zurückreichen, der Name leitet sich vom lateinischen Wort „forma“ ab, das „Form“ bedeutet. Auch der Fourme d’Ambert ist ein weicher Käse, seit 1972 trägt er seine Herkunftsnennung, sein Gebiet erstreckt sich beiderseits des Dore-Tals. Und schließlich wäre da der sanfte Salers zu nennen, ein weiterer typischer Käse aus dem Cantal. Das Gebiet, in dem er entsteht, ist ziemlich klein und erstreckt sich vom Cantal-Gebirge über Cézallier bis zu den Monts Dore. Er reift mindestens drei Monate lang und wird nur zwischen dem 15. April und dem 15. November aus roher Milch hergestellt. Der Salers ist seit 1979 geschützt. Zum Glück hat der ClassicOpen eine überraschend geräumige Kühlbox, in die wir an Käse packen, was eben so reingeht. Denn der Heimweg dräut, auch die Interviews und Hofbesuche für die letzte Reportage sind abgehakt. Und der Herbst steht vor der Tür ...

Sonntag, 22. September 2024
Erstmals rollen wir heute auf eine mautpflichtige Autobahn, die Heimat ruft, es sind ein paar hundert Kilometer. Aus der Auvergne heraus geht es erst an Lyon vorbei, dann via Besançon und Mulhouse auf die deutsche Seite. Spät am Abend landen wir in der nordbadischen Heimat an. Müde – aber glücklich. Voller Impressionen und Ideen für all die Artikel. Und für manche andere ...

Montag, 23. September 2024
Kaum zu Hause zeigt sich das Wetter garstig! Doch der SpaceCamper will geputzt und gewienert werden. Und natürlich entladen. Meine Güte, was sammelt sich da alles an! Leere, aber so hübsche Camembertschachteln aus der Normandie, zum Glück volle Flaschen mit Cidre und Calvados. Der Stadtplan von Le Mans fällt mir in die Hände, und der Reiseführer, den ich so lange gesucht hab. In Le Mans hätte ich ihn brauchen können, aber sei's drum! Diese irrsinnig großen Kästen des Heckauszugs sind aber auch unergründlich, ein wahrer Segen! Und natürlich wird als erste Amtshandlung der Kühlschrank geräumt, der Käse der Auvergne zeigt sich olfaktorisch versöhnlich.

Doch leider ist das am Sonntag noch erworbene Baguette schon nicht mehr so knusprig, und die normannische Salzbutter ist auch schon wieder alle! Seufz.

Dienstag, 24. September 2024, Epilog
Früh am Vormittag rolle ich wieder nach Darmstadt, um die Mittagszeit stehe ich bei den Spacis in der Haasstraße. Macken hat der Bus zum Glück keine davon getragen – also fast keine, eine der Schwanenhalslampen im Obergeschoss hat einen kleinen Riss in der Gummiummantelung, was ich auch gleich sage. Der Steinschlag auf dem rechten Rückspiegel indes, der war ja schon. „Klar, den kenn‘ ich“, meint mein Lieblings-Markus vergnügt. Ich schlage vor, der Macke einen Namen zu geben, was ihn ebenso erheitert wie die Hawaiikette am Rückspiegel. „Cool, gefällt mir“, meint er lässig.

Wir plaudern noch ein bisschen, doch in den Wochen nach dem Düsseldorfer Salon ist hier die Hölle los, Kunden werden beraten, werden eingewiesen. Ich könnte da auch ein bisschen was zu beitragen – das mache ich aber lieber schriftlich auf diesen Seiten hier. Und auch das Zeigen von Bildchen auf dem Wischtelefon liegt mir nicht so.

Entsprechend hoffe ich, dass dieser Einblick in einige August- und Septembertage eines Motor- und Reisejournalisten ein wenig erheiternd waren. Das, was ich in den nächsten Wochen in die Redaktionen liefern werde, mag zum Teil an diese Zeilen erinnern – in einem so großen Zusammenhang jedoch wird keiner der Artikel erscheinen. Denn die große Klammer, die findet sich alleine hier. Weltexklusiv – noch nie dagewesen!

Manches, was hier zu lesen ist, mag unbehauen wirken – doch letztlich will ich nix erfinden, um als mutiger Draufgänger zu erscheinen. Ich durfte lediglich einen Teil meiner Arbeit in einem komfortablen SpaceCamper tun, der mir ehrlich ans Herz gewachsen ist. Wegen seines Stauraums und wegen seines Fahrkomforts. Wegen der Wendigkeit – hui, eine Kuh auf einer Weide, sofort umdrehen –, aber auch wegen des Innenraums, viele dieser Zeilen entstanden am Innentisch. Auch, weil es draußen oft zu garstig war. Ohne Standheizung wäre es nicht wirklich schön gewesen.

Garstig wird indes auch das Wetter, passend regnet sich der späte September ein, während ich an diesem diesigen Dienstag zum Bahnhof in Darmstadt spaziere. Ich hab keine Eile, aber eine Menge an Gedanken im Kopf, und eine ganze Menge an Dankbarkeit, während der weißblaue ClassicOpen nun anderen Menschen Reisefreuden bereiten wird. Ich wünsche Ihnen eine ganze Menge Spaß!

Übrigens auch mit der Hawaiikette. Ich hab sie nämlich am Rückspiegel hängen lassen ...